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Der Vikar und der Pfarrerssohn - Druckversion

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Der Vikar und der Pfarrerssohn - Matthew Collins - 04.09.2020

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<font style="font-family: 'Cinzel', serif; font-size: 25px;">Der Vikar und der Pfarrerssohn</font>
<font style="font-family: 'Cinzel', serif; font-size: 13px;">Matthew Collins & Samuel Parrish | 19.03.2017 | Pride, Straßenrand</font></div></center>

Das erste nicht ganz angenehme Gespräch hatte Matthew nun hinter sich. Er hätte es sich vielleicht sogar sparen können, denn was ging es ihn an, was Billy über Ben und Sam erzählte? Eigentlich gar nichts, aber Matt kannte Ben und er kannte Sam und er fand, es war nicht okay gewesen, auch wenn Billy sich gewiss nichts Böses dabei gedacht hatte. Wenigstsens kurz hatte er es ansprechen wollen, nicht um Billy bloßzustellen, sondern nur, um ihn ein bisschen zu sensibilisieren. Nicht jeder konnte oder wollte so offen mit seiner Sexualität umgehen, wie Matt und Billy es taten. Matt hatte auch den Anschein, dass Billy ihn verstanden hatten und damit konnte er es gut auf sich beruhen lassen. Geknickt war sein Ex-Freund gewesen, aber es war ihr erstes Treffen nach der Trennung gewesen und auch für Matt war das komisch. Zumal er mit dem Mann unterwegs war, für den er Billy mehr oder weniger verlassen hatte. Sam war nicht der einzige Grund gewesen, aber ganz so unschuldig war er daran auch nicht.

Apropos unschuldig - Samuel war der Nächste, mit dem Matt jetzt sprechen musste. Er hatte mit Ben geschlafen? Billy's bestem Freund Ben? Der Sohn von Reveren Simmons? Der wiederrum Sam's Vorgesetzter war? Das war gar nicht gut, wobei Matt zunächst einmal davon ausging, dass das passiert war, bevor Sam und er zusammengekommen waren. An etwas anderes wollte Matt gerade nicht denken. Sam betrog ihn nicht... oder? Nein. Nein, das tat Sam nicht und das würde Matt ihm auch nicht unterstellen. Trotzdem wollte er das Thema ansprechen, denn ein wenig heikel fand er es schon. Dabei sollte er wohl ganz schnell ruhig sein, immerhin hatte er eine richtige Beziehung mit einem Minderjährigen geführt. Ben war ungefähr genauso alt wie Billy... fast volljährig... und er hatte gewusst, worauf er sich eingelassen hatte, oder?

Es ging Matt nichts an, aber er hatte dennoch Gesprächsbedarf mit seinem Partner, den er vorhin zum Tee holen geschickt hatte, damit er sich kurz in Ruhe mit seinem Ex unterhalten konnte. Jetzt kehrte Matt zu Sam zurück und nahm ihm einen der Becher ab. "Danke." Nur, wie anfangen? "Du und Ben also, ja?" Es half ja nichts, den Elefanten im Raum stehen zu lassen - und eigentlich war es ja auch gar keine so große Sache. Dann hatte Sam eben was mit dem Sohn des Reverend gehabt... das kam in den besten Familien vor. Solange niemand zu Schaden kam...


RE: Der Vikar und der Pfarrerssohn - Samuel Parrish - 07.09.2020

Sam war das alles furchtbar unangenehm. Irgendwann hatte er Matt eigentlich von seinem großen Fehler mit Ben erzählen wollen, aber noch war nicht der richtige Moment dafür gewesen. Sie waren noch nicht ganz so lange ein Paar und noch ging es darum, miteinander zu schlafen und zu turteln. Viel miteinander zu schlafen und viel miteinander zu turteln. Sam genoss diese frische Beziehung zu sehr, um darüber zu sprechen, dass er einen Teenager für Sex ausgenutzt hatte.
Irgendwann hätte er Matt von dieser Geschichte mit ben erzählt – nicht nur vom Sex, sondern auch von all den Dingen davor und danach. Er würde davon erzählen, dass er beim Schwimmen mit Ben seine Badehose ausgezogen hatte und auch, dass es vorher mal einen Kuss gegeben hatte. Und er würde davon erzählen, dass er Ben eigentlich abgewiesen hatte, aber schlussendlich betrunken war und Liebeskummer geplagt war und deswegen schwach geworden war.

Es war nicht richtig, was Billy getan hatte. Aber er hatte es sicherlich nicht aus Bösartigkeit gemacht, selbst wenn er verärgert über Sam wirkte. Sam kannte den Teenager sogar, nur unter einem anderen Namen. Er hätte sich eigentlich denken können, dass William auch mal Billy genannt wurde. Das ergab Sinn. Er hätte nur nie gedacht, dass Bens bester Freund, Matts fester freund sein könnte. Sie lebten in England, da gab es sicherlich viele Billys und Williams.
Jetzt wusste er es wohl besser und würde es erst einmal allein verarbeiten müssen. Matt wollte mit Billy sprechen und Sam ging Tee für sie holen. Für Matt und sich, Billy ging hoffentlich bald wieder. Sam hatte nun wirklich nichts gegen den Teenager Aber was er eben getan hatte, war alles andere als in Ordnung. Sam hätte es Matt irgendwann erzählt, nur war der richtige Moment dazu noch nicht gekommen. Dafür war alles zu früh, eindeutig zu früh.

Aus der Ferne beobachtete Sam seinen Partner und dessen Ex-Freund ein wenig, hielt sich aber von ihnen fern. Worüber sie sprachen, ging ihn nichts an und es waren heute schon genug intime Dinge ausgeplaudert worden. Er wartete also lieber außer Hörweite und trank seinen Tee, während er sich um Geduld bemühte. Einfach war es nicht.
Schließlich kam Matt wieder zu ihm und Sam schenkte ihm ein Lächeln, während er ihm den Becher reichte. Nur kam Matt ohne Umschweife auf das Thema, das ihn scheinbar beschäftigte. Stumm seufzte Sam auf und nickte. „Es war nur eine Nacht.“ Er würde gerne erklären, dass es nichts bedeutete und dass er betrunken und einsam gewesen war. Aber während er mit Ben geschlafen hatte, hatte er trotz Alkohol sehr genau gewusst, was er da eigentlich tat. „Ich bereue es bis heute noch, das kannst du mir glauben...“


RE: Der Vikar und der Pfarrerssohn - Matthew Collins - 27.09.2020

Eigentlich war auch dieses Gespräch überflüssig, oder? Ging es ihn etwas an, dass Sam mit Ben geschlafen hatte? Auch Ben war inzwischen 18 Jahre alt. Er wirkte oft sogar noch erwachsener als Billy, was ganz bestimmt daran lag, wie er zogen wurde. Matt hatte nur eine grobe Vorstellung davon, weil er den Reverend selbst mal in einer Predigt erlebt hatte. Es war die erste und letzte gewesen, die er in dieser Kirche besucht hatte. Er mochte die Kirche an sich nach wie vor und er kam auch oft dorthin, wenn er beten wollte, aber eine Predigt hatte er nie wieder besucht. Reverend Simmons kam ihm wie ein Fanatiker vor und von Sam hatte er bisher auch keine Lobeshymnen über seinen Chef gehört. Er war kein leichter Mensch, wie es den Anschein hatte… das bedeutete auch, dass man kein leichtes Leben mit ihm hatte. Weder als Ehefrau vermutlich, noch als Sohn.

Ben war vielleicht reifer als Billy und in vielen Dingen wirkte er oft undurchschaubar. Das machte es nicht einfacher, diese Situation einzuschätzen. Von Ben‘s Eskapaden ahnte Matt natürlich nichts, aber der Junge hatte diese Aura, die nach Verwundbarkeit schrie. Vielleicht täuschte Matt sich, aber er hatte kein gutes Gefühl bei dieser Enthüllung seines Ex-Freundes. Sam und Ben… angehen tat es ihn im Grunde trotzdem nichts. Sollte er es einfach auf sich beruhen lassen? So ganz konnte er das aber eben doch nicht und so hatte Matt den Tee genommen und trank jetzt einen Schluck. „Lass uns ein paar Meter gehen..“ Im Gehen redete es sich viel leichter und hier waren auch viel zu viele gut gelaunte Partymenschen unterwegs. Es war immerhin Pride und die Menschen hatten gute Laune. Matt war gerade nicht nach Pride zumute und suchte lieber eine etwas ruhigere Ecke in den Gärten von Bournemouth. „Möchtest du mir davon erzählen?“ Ob es überhaupt so wahnsinnig viel darüber zu erzählen gab? Sam bereute es… weil Ben so jung war? Weil er vielleicht doch bereits mit Matt zusammen gewesen war? Dieser Gedanke – so absurd er auch war – ließ Matt nicht so richtig los. „Das war sicher vor unserer Zeit, oder?“ Er musste einfach fragen. Er wollte Sam nichts unterstellen, aber er brauchte trotzdem dessen Bestätigung, dass es passiert war, bevor Matt seine Gefühle für Sam offenbart hatte. Sam war sogar noch in einer Beziehung gewesen, aber er hatte nicht mehr mit Billy geschlafen, als er sich sicher gewesen war und er hatte die Beziehung auch direkt beendet. Selbst wenn es mit Sam nichts geworden wäre – er hätte nicht mit Billy zusammenbleiben können, wenn er einen anderen liebte. Es wäre nicht fair gewesen, denn Billy verdiente einen Freund, der ihn bedingungslos liebte. Den hatte er jetzt hoffentlich auch gefunden. Was Sam anging… es würde Matt das Herz brechen, wenn diese Nacht mit Ben während ihrer Beziehung passiert war. Aber diese Angst war völlig unbegründet – nicht wahr?


RE: Der Vikar und der Pfarrerssohn - Samuel Parrish - 03.10.2020

Am liebsten wollte Sam das alles mit Ben wieder vergessen. Er hatte sich von Anfang an bei dem Teenager nicht richtig verhalten, das wurde ihm mehr und mehr klar. Als er in Bournemouth angekommen war, hatte der Reverend ihm Ben abgestellt und Ben hatte Zeit mit ihm verbracht. Sam war froh gewesen, nicht ganz allein in dieser fremden Stadt zu sein und sich gefreut, dass Ben sich um ihn gekümmert hatte. Dabei hatte er Ben vielleicht irgendwelche Hoffnungen gemacht und er hatte durchaus gemerkt, dass Ben sich verknallt hatte und geflirtet hatte. Nur hatte Sam diese Aufmerksamkeit genossen und nicht versucht, dagegen zu steuern.

Als Matt und er ein Paar geworden waren, hatte Sam sich auch vorgenommen, ihm irgendwann die ganze Geschichte zu erzählen. Aber noch fand er es eigentlich zu früh, sie hatten sich noch genug andere Dinge zu erzählen. Im Laufe ihrer Beziehung wären sie sicherlich auch auf dieses Thema gekommen und sie hätten darüber schmunzeln können, aber noch war es nicht lang genug her.
Billy war Bens bester Freund und schien davon zu wissen, dass es diese Halloween-Nacht gegeben hatte. Sam hätte das seinem eigenen besten Freund wahrscheinlich nicht erzählt, aber die beiden Teenager schienen sich sehr nahe zu stehen. Also wunderte es Sam gar nicht wirklich. Auch nicht, dass Billy ihn allein deswegen nicht mochte, weil er Ben das Herz gebrochen hatte. Ben wirkte momentan deutlich ausgeglichener und zufriedener, aber das änderte ja nichts daran, dass Sam ihn sehr verletzt hatte. Billys Worte waren also gar nicht weiter verwunderlich gewesen, auch wenn sie Sam gerade nicht so wirklich in den Kram passen wollten.

Sam seufzte leise. Eigentlich wollte er es nicht erzählen, aber er merkte, dass Matt besorgt war. Und dann noch diese Frage, ob es vor ihrer Zeit gewesen war… Sam blieb abrupt stehen. „Matt! Natürlich war das vor unserer Zeit, ich liebe dich!“ Sie waren kein Paar gewesen, aber Gefühle waren dennoch da gewesen. Beiderseits, wenn Sam sich da nicht total irrte. Sam seufzte leise. „Es war an Halloween letztes Jahr. Ich will nicht sagen, dass er es darauf angelegt hat, ich bin immer noch der Erwachsene, aber… Ich war schon in die verliebt, ich hatte Liebeskummer und der Gedanke daran, dass du vielleicht auch grade mit einem Teenager im Bett bist, hat sich wahnsinnig gemacht!“ Er war betrunken und schwach gewesen. Aber er hatte die ganze Zeit gewusst, was er da mit Ben tat. Ben hatte es sicherlich sehr darauf angelegt, aber zu Sex gehörten immer zwei. Und mit ihren Gesprächsthemen hatte er es vielleicht auch ein wenig provoziert.


RE: Der Vikar und der Pfarrerssohn - Matthew Collins - 18.11.2020

Es war für sie beide keine leichte Zeit gewesen. Matt hatte immer stärker werdende Gefühle für Sam entwickelt, war aber noch in einer Beziehung mit Billy gewesen. Eine Beziehung, die ihm einerseits nicht so sehr gut getan hatte, wie er es sich gewünscht hätte, aber auch keine, die man eben so ohne mit der Wimper zu zucken beendete. Billy war noch verdammt jung und es hatte ihn natürlich verletzt und dieser Zwiespalt war Matt sehr nahe gegangen. Einerseits der Junge, den er mochte, aber nicht mehr so liebte, wie er im Gegenzug geliebt wurde und das Bewusstsein, dass diese Beziehung nicht richtig ist und auf der anderen Seite der Mann, der sein Herz im Sturm erobert hatte. Mit Sam verband ihn soviel mehr, als Matt es je erlebt hatte, aber er war nicht frei gewesen für Sam. Und wie es Sam damit ergangen sein musste, konnte er nur erahnen. Fremd in der Stadt, kaum Freunde… ein Chef, der einem Fanatiker glich, die komplizierte Familienkonstellation. Und dann war da Ben gewesen…

Diese ganze Geschichte ging Matt eigentlich nichts an – vorausgesetzt sie war vor ihrer Beziehung gewesen. Ein Fakt, den er gerne als gegeben ansehen würde, aber dennoch brauchte er Sam‘s Wort darauf. Diesem Wort würde er vertrauen, aber hören musste er es, also hatte er ganz direkt nachgefragt. Nicht als Vorwurf, aber die Bestätigung musste er hören – und die bekam er auch. Direkt war Matt erleichtert und atmete tief durch. Was Sam vor ihrer Beziehung getan hatte, war seine Sache und darüber, dass er es mit einem Teenager getan hatte, durfte Mann nicht urteilen durch seine eigene Beziehung mit Billy. Wobei eine Beziehung emotional etwas anderes war als Sex. Aber war es nur Sex gewesen? Um die Halloweennacht war es gegangen… hatte Ben auch nur eine Nacht gewollt? Sam und Matt waren die Erwachsenen in dieser unglücklichen Konstellation – sie mussten die volle Verantwortung dafür tragen. Matt für seine Beziehung mit Billy und dessen Wohlergehen und Sam war für Ben verantwortlich gewesen. Einen Teenager zu lieben war eine Sache, aber Sex ohne Liebe?

Matt fühlte sich mit einem Mal viel zu spießig, aber er war erleichtert zu hören, dass es immerhin nicht während ihrer Beziehung gewesen war, also nickte er. Er glaubte Sam‘s Worte zu einhundert Prozent. „Er ist nicht verliebt in dich, oder?“ Würde Ben es auf eine Wiederholung anlegen, wenn er verliebt war? Und würde er damit Erfolg haben? Nein… an letzteres glaubte Matt eigentlich nicht, aber ein verliebter Teenager war sicher zu vielem fähig. Matt schätzte ihn jetzt nicht als Psychopathen ein, der Sam terrorisierte, aber leicht war es in diesen Wohnverhältnissen sicher nicht. Auch Matt war inzwischen stehen geblieben und nachdenklich blickte er Sam an. „Sam… wann bin ich so… alt und spießig geworden? Früher hab ich vor meinen Freunden auf dem Tisch getanzt und mich dabei halb ausgezogen… und mich an Bäume gekettet! Und heute ist Pride und ich stehe mit dir und einem Becher Tee abseits und würde am liebsten nach Hause gehen, weil mir hier zu viele Menschen sind. Und dazwischen liegen maximal zwei Jahre!“ Andere würden ihn vielleicht einfach <i>reif</i> und <i>erwachsen</i> nennen, aber Matt fühlte sich gerade wie ein ganz anderer Mensch. Und wollte er dieser Mensch wirklich sein?


RE: Der Vikar und der Pfarrerssohn - Samuel Parrish - 27.11.2020

Sam wusste, dass Matt mit Billy zusammen gewesen war, weil sie sich dadurch ja überhaupt erst kennengelernt hatten. Matt war unglücklich in seiner Beziehung gewesen, deswegen war er in die Kirche gekommen und gehofft, dort die Ruhe zu bekommen, um über sein Unglück nachzudenken. Viele andere Männer hatten direkt eine Lösung für ihr Problem gefunden – sie hätten die Beziehung beendet. Aber so war Matt nicht, Matt hatte mit seinem Gewissen gerungen und dabei immer daran gedacht, wie unglücklich er Billy mit einer Trennung machen würde.
Sie waren erst seit ein paar Monaten ein Paar, eigentlich war es noch viel zu früh, um über vergangene Beziehungen zu sprechen. Oder sich überhaupt dafür zu interessieren. Er wollte gar nicht wissen, mit wem Matt vor ihm seine Zeit verbracht hatte, was er für diese Männer gefühlt hatte und ob er vielleicht sogar stärkere Gefühle für sie gehabt hatte, als er sie für Sam hatte. Genauso wenig hatte Matt bisher wissen wollen, mit wem Sam so zusammen gewesen war.

Sam fand es schon ziemlich seltsam, dass er gerade Billy gesehen hatte. Und dass Billy Matt so begeistert begrüßt hatte, das war auch seltsam gewesen. Es war schon schlimm genug, dass Sam Billy gesehen und sich die beiden zusammen vorgestell hatte, Billy hatte auch ausgeplaudert, was zwischen Sam und Ben passiert war. Dafür war es definitiv zu früh, aber dennoch mussten Matt und Sam jetzt wohl darüber sprechen. Selbst, wenn es ein unangenehmes Gespräch war, mussten sie es jetzt führen.
„Ich… keine Ahnung. Ich glaube, dass ich ihm falsche Hoffnungen gemacht habe und er verliebt gewesen war. Aber mittlerweile…“ Er zuckte mit den Schultern, eigentlich wusste er es nicht. Ben hatte ihm schon länger keine Avancen mehr gemacht, eigentlich ging er Sam sogar aus dem Weg. Aber trotzdem hatte Sam das Gefühl, dass Ben sich mittlerweile anders orientiert hatte. Er wirkte ausgeglichener, also war er hoffentlich glücklich.

„Du bist… du hast wahnsinnig viel erlebt, obwohl du noch so jung bist. Du bist weder alt, noch spießig. Du bist erwachsen geworden und weißt, was für Grauen es in der Welt gibt, die man nicht halbnackt auf einem Tisch wegtanzen kann.“ Sam seufzte leise und trank einen Schluck von seinem Tee.
„Ehrlich gesagt… ich möchte auch gar nicht, dass du auf einem Tisch tanzt. Mir wäre das unangenehm.“ Er würde sich vielleicht nicht für Matt schämen, aber unangenehm wäre es ihm eben trotzdem. Er hatte sich in diesen wundervollen, erwachsenen Mann verliebt, der wochenlang darüber grübelte, wie er einem Teenager nicht das Herz brach, aber trotzdem selbst wieder glücklich wurde. Sam wollte niemanden, der halbnackt auf Tischen tanzte, der sich sinnlos betrank. Sam wollte einen Mann, der lieber allein mit ihm als unter hunderten von Menschen war. „Lass uns nach Hause gehen, wenn wir Glück haben, sind Lewis und Jonie nicht da.“


RE: Der Vikar und der Pfarrerssohn - Matthew Collins - 30.03.2021

Sinnlos betrunken hatte Matt sich eigentlich nie, aber es war noch gar nicht so lange her, dass er tatsächlich halbnackt auf einem Tisch getanzt hatte. Er war zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr ganz nüchtern gewesen, aber das hatte sich einfach ergeben. Er war mit seinen Freunden ausgegangen, nach der Uni oder am Wochenende und sie hatten schon ein bisschen was getrunken, aber er war nie einer dieser Komasäufer gewesen. Hach, das waren schon irgendwie schöne Zeiten gewesen. So unbeschwert… aber Sam hatte Recht - seitdem war zwar vielleicht nicht viel Zeit vergangen, aber es war viel passiert. Etwas ganz großes war passiert, was sein Leben komplett auf den Kopf gestellt hatte. Er hatte mitangehört, wie Mitstudenten erschossen worden waren.

Noch heute sprach Matt nicht gerne über den Amoklauf an seinem Institut. Keinen Fuß mehr hatte er hineingesetzt und zur Not hätte er auch sein ganzes Studium aufgegeben, bis er sich schließlich für einen Neustart in England entschieden hatte. Es war nicht leicht, so weit weg von seiner Familie und hier war alles so viel teurer als in Deutschland, aber dort fühlte er sich einfach nicht mehr sicher. Eigentlich war das völliger Blödsinn, denn hier in England konnte es genausogut passieren. Deutschland war jetzt kein Land, in dem alle Nase lang jemand durchknallte und mit einer Waffe um sich schoss. Deutschland war nicht Amerika! Aber egal wie die Wahrscheinlichkeiten lagen, die Angst war in Deutschland omnipräsent und hier eben nicht. Angst war eben nicht rational.

Ganz weg war sie natürlich auch hier nicht und vermutlich war das der Grund, warum Matt sich auf dem Pride nicht so wohl fühlte, wie er es früher getan hatte. Es lag nich. daran, dass er schwul war - das konnte jeder wissen. Matt ging sehr offen damit um. Es waren eher die Menschenmassen, die ihn erdrückten. Mangelnde Fluchtwege… für den Fall, dass ein Schwulenhasser den Pride stürmte. Das damals an der Uni war kein Schwulenhasser gewesen, aber irgendeinen Grund gab es immer, auf andere Menschen loszugehen. Von daher war Matt ganz froh, dass Sam jetzt mit ihm lieber nach Hause gehen wollte. Für Sam war es vielleicht auch nicht die beste Idee, hier zu sein. Er war Vikar bei Reverend Simmons… mehr Worte musste man dazu nicht mehr verlieren.

“Ja, vermutlich hast du Recht.” Kurz schmiegte Matt sich an seinen Freund. Mit Sam hatte er einen wahren Glücksgriff getan. Es war, als wären sie füreinander bestimmt und Matt war froh, dass Sam ihn verstand und ihm keinen Druck machte. Auch wenn ihn die fehlende Unbeschwertheit belastete - es war kein Wunder, dass sie in Deutschland geblieben war. Wie konnte man weiter unbeschwert leben, wenn man die Schüsse echter Waffen gehört hatte und an toten Körpern vorbeigelaufen war. Es war ein Jammer, dass sie den Pride nicht genießen konnten, aber man konnte es eben auch nicht erzwingen. Vielleicht ja nächstes Jahr. “Das ist eine gute Idee. Und ich glaube, ich hab Jonie vorhin in der Menge gesehen. Unsere Chancen stehen gut!” Eigentlich war Matt kein Stubenhocker, aber man musste Gelegenheiten nutzen, wenn sie sich boten. Für Sam war es schließlich nicht so leicht wie für Matt. Die Vikarsache und so. Wenn sie bei Matt kein ruhiges Plätzchen fanden, dann nirgendwo.


RE: Der Vikar und der Pfarrerssohn - Samuel Parrish - 20.06.2021

Der Amoklauf, den Matt miterleben musste, war noch gar nicht sehr lang und so erwartete niemand von ihm, dass er wieder ein sorgloser, alberner Mitzwanziger war.Weder Matts Eltern erwarteten das, noch seine Freunde. Auch Sam nicht, der Matt vor dem Amoklauf gar nicht gekannt hatte. Er wüsste also gar nicht, was ihm fehlen könnte. Er hatte sich nicht in einen jungen Mann verliebt, der halbnackt auf Tischen getanzt hatte und wartete jetzt auf eine Zeit, in der dieser lebensfrohe Mann wieder zurückkam. Sam hatte sich in einen traurigen, stillen Mann verliebt. Matt und er hatten viele lange und tiefsinnige Gespräche geführt. Es war natürlich häufig um Matts Beziehung gegangen, aber sie hatten auch über andere Dinge gesprochen. Sie hatten sich immer besser kennengelernt und Gefühle füreinander entwickelt. Dieser junge Mann, der manchmal minutenlang schweigen konnte und versuchte die Dinge mit sich selbst auszumachen und niemanden dabei zu verletzen wollte, hatte Sams Herz erobert. Er würde Matt natürlich genauso sehr wie momentan lieben, wenn er wieder fröhlicher wurde, aber Sam würde ihn dazu sicherlich nicht drängen. Er liebte Matt genauso, wie er eben war.

Der Pride war vielleicht keine gute Idee gewesen. Einerseits, weil die vielen Menschen noch zu viel für Matt sein könnten und andererseits, weil irgendjemand Sam vielleicht melden könnte. Dabei wollte er sich nicht verstecken. Er liebte, wen er liebte und das würde er sich von seinem Arbeitgeber nicht vorschreiben lassen. Reverend Simmons war furchtbar engstirnig, er hatte sehr genaue Meinungen zu gewissen Themen. Und für ihn war es eine Sünde, wenn zwei Menschen desselben Geschlechts sich liebten. Sam sah das anders. Man liebte, wen man liebte. Und er sah da keinen Konflikt mit seinem Glauben, denn Gott hatte sie alle doch so erschaffen, wie sie waren. Dann konnte das auch nicht falsch sein. Falls also irgendjemand beim Pride Sam mit Matt zusammen gesehen hatte und das an Reverend Simmons weitergab, würde Sam damit schon irgendwie zurecht kommen. In seinen Augen konnte man für alles eine Lösung finden, man musste nur vielleicht etwas tiefer graben. Notfalls würde er die Kirche eben wechseln müssen, da gäbe es auch viel Schlimmeres.

„Und Lewis ist bestimmt auch hier!“ Lewis hatte schließlich auch einen festen Freund und ging gerne feiern. Die Chancen standen also sehr gut, dass sie in Matts WG allein sein würden und ein wenig Zeit für sich allein hätten. Nicht unbedingt für Sex (obwohl Sam den nicht ausschließen wollte), sondern auch für weitere lange Gespräche. Matt hatte wochenlang darüber nachgedacht, wie er sich von Billy trennen könnte, ohne ihn zu verletzen. Und dieser Billy war ihm gerade beinahe begeistert in die Arme gesprungen. Wie ging es Matt damit? Darüber würden sie sich ein wenig unterhalten können, denn Sam war das Wohl seines Freundes am wichtigsten.


RE: Der Vikar und der Pfarrerssohn - Matthew Collins - 03.04.2022

In Sam schien Matt seinen Menschen gefunden zu haben. Er war nicht seine erste, richtige Beziehung. Es hatte bereits andere Menschen gegeben, die Matt sehr ans Herz gewachsen waren, aber all diese Beziehungen hatten am Ende dann doch nicht funktioniert. Entweder es war das Timing gewesen oder dramatische Ereignisse, die sie auseinander gerissen hatten. Matt hatte ein gesamtes Leben in Deutschland gelassen und hier neu angefangen. Er hatte sich in eine Beziehung mit einem Teenager gestürzt und es am Ende doch bereut. Er mochte Billy – noch immer. Aber ihre Beziehung war nicht gesund gewesen und am Ende mussten sie das doch beide einsehen. Billy war noch nicht einmal achtzehn gewesen und Matt Anfang zwanzig! Was hatte er sich dabei überhaupt gedacht? Seine Gefühle waren echt gewesen, aber… sie waren nicht richtig gewesen und er hatte stundenlang mit Sam darüber gesprochen. Und je mehr sie geredet hatten, desto mehr hatte Matt Gefühle für den Vikar entwickelt und jetzt war er froh, dass er sich diesen Gefühlen auch gestellt hatte. Sam war der Mann, mit dem Matt alt werden würde – hoffentlich.

So offen Matt mit seiner Sexualität war und so gern er den Pride hatte – heute war kein guter Tag dafür. Matt war einfach noch nicht so weit, sich diesen Menschenmassen zu stellen und gerade wurde ihm das auch bewusst. Hätte er sich vorher ein wenig Gedanken gemacht, hätte Matt das klar sein können. Sie hätten direkt zu Hause bleiben können, aber so hatten sie es immerhin versucht. Matt sähe sich hier lieber tanzen und feiern, aber es ging nicht und er konnte es auch nicht erzwingen. Vielleicht kam die Unbeschwertheit irgendwann zurück, vielleicht aber auch nicht. Es nagte an ihm, aber vielleicht bekam er diesen Teil seines Lebens nie mehr zurück und er würde sich damit auseinandersetzen müssen. Jetzt war es besser, wenn sie die Menge verließen und sich einen ruhigen Ort suchten. Jonie war hier und Sam hatte Recht – Lewis war bestimmt auch hier und sie hatten die WG für sich.

Es machte Matt nicht glücklich, dass er so viel von seiner Persönlichkeit eingebüßt hatte und dass sie quasi von hier flohen, aber er war froh, dass Sam ihn so unterstützte. Sam war kein Mensch, der ständig auf irgendwelche Parties musste. Matt auch nicht, aber hin und wieder war er früher schon gerne ausgegangen. Nicht auf die wilden Parties, aber sie hatten ihre Stammkneipe gehabt, in der er sich regelmäßig mit seinen Freunden getroffen und eine gute Zeit gehabt hatte. Diese Zeit schien jetzt unwahrscheinlich weit weg. Aber vielleicht war es ja wirklich an der Zeit, loszulassen und sich ein neues Leben aufzubauen. Mit einem Mann an seiner Seite, der ihn so nahm, wie er war und ihn unterstützte und mit dem er den Rest seines Lebens verbringen konnte. Das war mehr wert, als halbnackt auf einem Tisch tanzen und flirten und für keinen Flirt der Welt würde er Sam wieder eintauschen wollen.